Tiermedizin Hartmann
Wissenswerte Beiträge
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29. August 2022
Kokosöl gegen Zecken?
Kokosöl gegen Zecken?
Bitte tun Sie es NICHT!
Warum?
Zecken lachen sich über Kokosöl und andere pflanzlichen Stoffe kaputt. Es sind nun mal Parasiten. Sie wird es noch geben, wenn die Menschheit sich selbst längst vernichtet hat. Parasiten sind super zäh und widerstandsfähig und verstehen leider nur Gewalt.
Glauben Sie mir, wenn es funktionieren würde, würde ich gerne Kokosöl oder andere pflanzliche Mittelchen gegen Zecken verkaufen. Das wäre mir auch lieber. Es gibt Tierärzte, die mit solchen Dingen experimentieren, aber sie strecken letztlich dann doch die Waffen.
Fällt Ihnen auf, dass Sie pflanzliche Mittel zu Hauf im Internet bekommen können? Präparate mit Wirkung gehören in fachkompetente Hände. Sie bekommen Sie also beim Tierarzt. Wir beraten Sie, beantworten Ihre Fragen suchen für Ihr Tier das richtige aus und sagen Ihnen genau, wie sie mit den Präparaten umgehen sollen. Das tut im Internet niemand für Sie und warum? Im Internet darf legal kaum etwas verkauft werden, was Wirkung hat. Dazu haben wir in Deutschland das sog. Arzneimittelgesetz, das diese Angelegenheiten regelt.
Ich höre jetzt schon: „Bei meinem Hund hat es aber geholfen“.
Nein, hat es nicht. Dass Ihr Hund nach dem Auftragen von Kokosöl keine Zecken hatte, hat meistens andere Gründe.
Z.B. Die Gegend in der Sie leben. Es gibt Gegenden und Landstriche, in denen es kaum Zecken gibt. Zecken mögen es auch nicht, wenn Rasen oder Wiesen gut gepflegt sind, also oft gemäht werden. (Das gilt auch für Herbstgrasmilben).
Zudem ziehen sich Zecken ab 22° Celsius und höher zurück und suchen nicht mehr nach Nahrung, - Einfach zu heiß, kein Appetit - Sie mögen es gerne moderat warm und feucht.
Wir Tierärzte sehen das immer an der Nachfrage nach Anti-Zeckenmitteln. Diese ist im Frühling und im Herbst hoch. Im Sommer und Winter braucht es niemand.
Das schlimmste am Kokosöl:
Wenn Sie es eingeben, dann wird Ihr Hund davon irgendwann dick.
Wenn Sie es auf das Fell schmieren, können die Haare den Temperaturausgleich nicht mehr gewährleisten. Die Haare sind zusammengeklebt und können Ihre Schutzfunktion nicht mehr richtig erfüllen.
Stellen Sie sich vor, Sie fetten Ihre Haut dick ein und die Haut soll schwitzen...
Der Hund merkt, das etwas im Fell ist und versucht, sich die fettige Pampe von den Haaren zu lecken, damit die Haare wieder frei beweglich sind und ihn schützen können.
Zudem zieht das Kokosöl Schmutz an. Aller Staub und Schmutz bleibt im Fell kleben. Die Tiere sind wirklich unglücklich, denn sie tun täglich viel dafür ein sauberes Fell zu haben. Jetzt werden sie von ihren Besitzern buchstäblich zugekleistert, auch wenn es gut gemeint ist und müssen sich noch mehr putzen und den ganzen Schmutz mit herunterschlucken, der sonst vielleicht von dem sauberen Haar von alleine abgefallen wäre. Also bitte - tun Sie das Ihren Tieren nicht an.
Kokosöl ist im Moment der letzte Schrei und muss für so vieles herhalten, was es gar nicht erfüllen kann. Das Internet ist voll von Storys über alle möglichen Wirkungen, die durch nichts bewiesen sind und nur von einem zum anderen weitererzählt werden.
Was ist denn mit einer Bernsteinkette am Hals?
Wir erinnern uns an die Schulzeit. Im Physikunterricht wurde uns gezeigt, wie ein Katzenfell an einem Bernsteinstab gerieben wurde und sich dabei elektrisch aufgeladen hat. Das war eindrucksvoll. Das funktioniert natürlich auch mit einem Hundefell.
Aber denken Sie weiter. Durch die Reibung der Bernsteine am Fell des Hundes, wird in unmittelbarer Hals- und Kopfnähe ein elektrisches Dauerfeld aufgebaut. Im Hals liegen sehr viele empfindliche Strukturen. Blutgefäße, Lymphknoten, Nervengeflechte, auch der berühmte Nervus vagus läuft dort entlang. Vom Gehirn mal ganz zu schweigen. Sie belasten diese Strukturen dauerhaft mit einem elektrischen Feld. Dann hängen Sie ihm doch gleich ein Handy um den Hals ;-)
Auch wir Tierärzte wünschten uns super schonende Mittel um Parasiten abzuwehren, aber da ist schon viel versucht worden, einen ordentlichen Schutz ohne Chemie kann es leider nicht geben. Sie können durch aufmerksames Absuchen und dem Entfernen der Zecken weiter nichts Chemiefreies tun.
Übrigens Drehen oder Ziehen?
Ich löse auf: Es ist komplett egal, Hauptsache, Sie beherrschen eine der beiden Methoden gut.
Was ist mit Tabletten gegen Flöhe und Zecken?
Keine Frage, dass diese Mittel wirken, aber sie haben bei den Tabletten keine sog. repellente Wirkung. Das bedeutet, die Zecke weiß nicht, dass der Hund oder die Katze behandelt wurde. Effekt – das Tier bringt Ihnen Ungeziefer trotz Behandlung mit nach Hause.
Mein persönliche Lösung hier sind Spot-on-Präparate. Diese lagern sich in der Haut an und die Zecken merken meist, dass der Hund oder die Katze behandelt wurde. Das nehmen Zecken über ihre Füße wahr und lassen sich meist schnell fallen. Das Mittel ist je nach Schuppungsrate Ihres Tieres nach ca. einem Monat buchstäblich vom Tier herunter gefallen und muss, je nach Wetterlage, dann ggf, wiederholt werden. So können Sie auch feiner dosieren und müssen das Spot on nicht immer geben.
Die Zecken oder Flöhe, die dennoch so dumm sind und zubeißen, bezahlen es dann auch mit dem Leben.
Ich hoffe, meine Argumente können Sie überzeugen.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Vierbeinern eine Floh- und zeckenfreie Zeit.
26. August 2022
Was kann die Akupunktur bei Tieren behandeln?
Was kann die Akupunktur bei Tieren behandeln?
Die Frage, was man nicht mit Akupunktur behandeln kann, lässt sich tatsächlich schneller beantworten.
Man kann keine Parasiten mit den Nadeln erstechen und man kann keine anatomisch veränderten Strukturen wieder herstellen. Das Herz läßt sich nur sehr schwer beeinflussen und manchmal wäre so eine Behandlung auch nicht ganz ungefährlich. Hormonelle Störungen, z.B. Diabetes, lassen sich nicht direkt beeinflussen, ebenso wenig ein totales Organversagen.
Bei Tumoren sollte man vorsichtig sein, weil die Akupunktur die Dinge auch manchmal erst richtig antreibt. Trotzdem kann man im Fall von Tumorschmerzen natürlich helfen.
Ein wichtiges Feld, sind alle Schmerzzustände, egal ob akut oder chronisch. Die Akupunktur kann sogar dem Gehirn helfen, Schmerzen ein bisschen zu „vergessen“ und damit das sog. Schmerzgedächtnis positiv beeinflussen.
Auch bei psychischen Störungen kann man hier sogar recht schnell viel Erfolg haben. Dazu gehören, Wut und Aggressionen, Angst, Nervosität, Zappeligkeit usw. – Inkontinenz, Infektionen, Hautprobleme, Krankheiten die die Nerven betreffen (hier besonders zu erwähnen die Feline Hyperästhesie bei Katzen, auch Rolling skin disease genannt).
Die Heilungsphase nach Operationen kann sich durch Akupunktur deutlich verkürzen, weil der Körper eine gezielte Unterstützung erfahren kann.
Das Gebiet, auf dem die Akupunktur helfen kann und auch Heilung bringt,
ist wirklich sehr groß. Aber der Körper muss noch in der Phase der Regulationsfähigkeit sein. Wie jede Therapie ist auch die Akupunktur nur ein „Angebot“. Umsetzen muss es der Körper selbstständig.
Fragen Sie nach, ob so eine Behandlung auch für Ihr Tier in Frage kommt.
Man sagt: „Kein Arzt auf der Welt hat jemals eine Krankheit geheilt. Er/Sie hat immer nur die Stoffe und Mittel gegeben, die den Körper in die Lage versetzen sollen, sich selbst zu heilen“.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen die Akupunktur ein bisschen näher bringen. Bei weiteren Fragen, kontaktieren Sie mich, damit wir alles besprechen können.
Alles Gute für Sie und Ihre Fellnasen
18. August 2022
Funktioniert die Akupunktur auch bei Tieren?
Funktioniert die Akupunktur auch bei Tieren?
Seit 08/11 bin ich nach 5-jähriger Ausbildung und Prüfung vor der Landestierärztekammer Thüringen berechtigt, die Zusatzbezeichnung Akupunktur zu führen.
Die TCM (Trad. chin. Medizin) die viele Behandlungsmöglichkeiten umfasst, hat mich bereits vor Beginn meines Studiums sehr fasziniert. Mir war klar, dass ich nach Ende meines Studiums diese Zusatzausbildung beginnen würde.
Nun behandele ich schon seit ca. 15 Jahren zusätzlich zur Schulmedizin meine Patienten mit Hilfe der Nadeln. Da man sich immer nur wieder wundern kann, was Akupunktur zu leisten vermag, möchte ich Ihnen diese Behandlungsmethode hier ein wenig näher bringen. Bei der klassischen Akupunktur werden Stahlnadeln in bestimmte Akupunkturpunkte, die auf bestimmten Meridianen liegen, gestochen.
Was passiert dabei im Körper?
Man versucht schon lange wissenschaftlich zu ergründen, was da eigentlich passiert, aber die ultimative Erklärung steht noch aus. Es gibt verschiedene Ansätze.
Eine gut nachvollziehbare Erklärung lautet: Man weiß heute, dass Akupunkturpunkte immer irgendwie in der Nähe von Nerven oder Nervenaustrittspunkten (zwischen Muskelsträngen, unter der Haut) liegen. Das bedeutet, wenn man eine Nadel in diesen Bereich sticht, wird auf den Nerv ein Reiz ausgeübt. Dieser Reiz wird über die Nervenbahnen an das Rückenmark geleitet und von dort zum Gehirn. (Manche Reize gehen sicher auch direkt zum Gehirn). Im Gehirn werden die Reize verarbeitet, neu umgeschaltet und wieder in den Körper und zu den Organen zurück geleitet, wo sie gebraucht werden. Das ist aber nur ein kleiner Teil der Wirkung, denn Akupunktur beschäftigt sich zum größten Teil mit dem Ausgleich von falsch verteilten Energiezuständen. Nur der Akupunkteur hat gelernt welche Energien er woher nehmen und wohin leiten kann. Diese Therapie funktioniert bereits seit 5000 Jahren und keiner weiß warum.
Das heißt, der Körper entscheidet, was er mit dem Reiz der Nadel anfangen will und kann. Diese Behandlung wirkt in manchen Fällen sofort. Bestimmte akute Erkrankungen kann ich damit sehr schnell angehen, denn bis die Medikamente wirken, dauert es oft einige Stunden. Die Akupunktur wirkt von der Reizverarbeitung her ja fast mit „Lichtgeschwindigkeit“. Ich sehr oft schon eine Verbesserung der Symptomatik (allerdings nicht bei jeder Erkrankung), wenn die Tiere die Praxis verlassen.
Wie finden Tiere es eigentlich, dass man ihnen Nadeln sticht?
Meine Erfahrung ist durchweg gut. Beim ersten Mal sind sie manchmal ein wenig misstrauisch, aber sie merken schnell, dass das alles ja gar nicht so schlimm ist. Tiere, die eine Dauerbehandlung haben müssen, lassen die Behandlung ohne Widerstand geschehen. Ich merke oft, dass chronisch kranke Tiere, zum Beispiel Schmerzpatienten, offensichtlich nach einiger Zeit den Zusammenhang zwischen Behandlung und Besserung ihrer Symptome herstellen können und gerne zur Behandlung kommen. Katzen sind ein bisschen kritischer aber auch sie lassen sich von Mal zu Mal leichter behandeln.
Es gibt Punkte von denen ich weiß, dass sie nicht so angenehm sind. In diesem Fall oder auch bei sehr misstrauischen Katzen nutze ich die Laserbehandlung.
Ich habe mehrere Laser, die mir eine unterschiedliche Anwendungszeit gestatten. Laser geht immer.
Die Behandlung mit dem Laser ist gut untersucht und wird auch bei Kindern angewandt, die sich ja oft nicht gerne Nadeln stechen lassen.
Der Laser arbeitet quasi wie die Nadel auch. Er bringt einen Energieimpuls an den Nerv oder einen Nervenustrittspunkt und die Reizweiterleitung funktioniert im Körper genau, wie bei der Nadel auch.
Trotzdem bevorzugen wir Akupunkteure natürlich die Nadeln, da durch den kleinen Schmerzreiz noch weitere Dinge im Körper geschehen wie z. B. die Ausschüttung von Endorphinen (körpereigene Schmerzmittel) und anderen Stoffen, die bei der Genesung förderlich sein können. (Für Interessierte – hier wird mit Hilfe des Schmerzreizes das sog. Gate-control-System aktiviert).
Was passiert nach der Behandlung?
Die Tiere werden oft sehr müde. Manche schlafen schon auf dem Behandlungstisch ein, manche im Auto, zuhause aber irgendwann in den allermeisten Fällen. Daran kann man sehen, dass die Alupunktur viel im Körper angestoßen hat und der Organismus durch viel „innere Arbeit“ erst einmal richtig erschöpft ist. Hurra, so soll es sein. Deswegen sollten die Tiere am Tag der Akupunktur auch geschont werden.
Welche Sorten der Akupunktur gibt es eigentlich?
Wir kennen die Körperakupunktur, dort werden nach bestimmten Kriterien Punkte ausgewählt, die heilen, sich gegenseitig unterstützen und verstärken und die die verschiedensten Dinge im Körper geschehen lassen. Wir haben ca. 2000 Punkte zur Verfügung und müssen in der langen Ausbildung lernen, wie die Punkte miteinander und auch alleine funktionieren.
In China dauert die Ausbildung 10 Jahre und das aus gutem Grund. Es ist ein riesengroßes Behandlungfeld. Auch wir hier im Westen müssen uns immer wieder fortbilden um dazu zu lernen und Gelerntes weiter zu verfestigen.
Bei einer dieser Fortbildungen, bin ich mit der Ohrakupunktur in Berührung gekommen.
Beim Menschen kann man sie für fast alles nutzen, beim Tier in erster Linie bei Schmerzen, die aus dem Bewegungsapparat kommen. Ich kann über die Ohrakupunktur sehr genau bestimmen, in welchem Gelenk das Problem liegt, falls man gerade kein Röntgenbild zur Verfügung hat oder ein Gelenk auch mal z.B. nicht geschwollen, akut schmerzempfindlich oder überwärmt ist, also keine direkten Krankheitszeichen zeigt. Diese Methode bringt einen dann schnell weiter. Auch die anschließende Behandlung ist sehr effektiv und kann bis zu 14 Tagen, ggf. auch länger ihre Wirkung zeigen.
Kopfakupunktur: Es gibt sehr viele Punkte am Kopf der Tiere, die wir einsetzen, allerdings ist die alleinige Kopfakupunktur eher ein Gebiet aus der Humanmedizin, genauso wie die Handakupunktur.
Der „verlängerte Arm“ der Akupunktur, also sozusagen „Akupunktur für Zuhause“ ist die chinesische Kräutertherapie. Diese wird in unseren Breiten gerne belächelt, jedoch zu Unrecht. Klar gibt es vieles, was nicht nötig tut. Man muß keine Tiger oder Gottesanbeterinnen ausrotten, um medizinisch etwas zu erreichen, aber viele Kräuterkombinationen haben ihren Weg in den Westen gefunden, weil sie wirklich wirksam sind und sie sind eine große Unterstützung bei der Therapie nach den Regeln der TCM.
In Europa bekommt man auch nur Kräuter die als wirksam bekannt sind und die auf Pestizide und andere Schadstoffe untersucht sind. Kräuter aus China sind extrem belastet durch die Umweltprobleme dort. Auch Stoffe, die von bedrohten Tierarten kommen, werden Sie im Westen nicht erhalten können. Dabei ist die Kräutertherapie jedoch sehr kompliziert und kann von Laien nicht verordnet werden. Falsch angewandt, kann sie richtig schaden.
Wie lange dauert eigentlich so eine Behandlung?
Mindestens 20 Minuten. Da die Tiere noch über funktionsfähige Hautmuskeln verfügen, erlebt man es oft, dass Nadeln vom Körper regelecht „festgehalten“ werden, bis sich der Muskeltonus wieder löst und die Nadel frei gibt.
Was bedeutet eigentlich „moxen“?
Mit Hilfe von Moxakraut oder einer Moxazigarre (beides besteht aus Beifußkraut) könnenn Akupunkturpunkte erwärmt werden. Dies verstärkt dien Wirkung der Behandlung, darf aber nicht bei jedem Tier angewendet werden. Man kann sogar eingebrachte Nadeln erhitzen, was von Tier oder Mensch merkwürdigerweise nicht wirklich wahrgenommen wird, auch wenn die Nadeln dabei so heiß werden, dass man sie kaum anfassen kann.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen die Akupunktur ein bisschen näher bringen. Bei weiteren Fragen, kontaktieren Sie mich, damit wir alles besprechen können.
Alles Gute für Sie und Ihre Fellnasen
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